**Wegeplanung
Leidenschaftlich gern rege ich mich über Wegeführungen auf, die nur ein Mensch geplant haben kann, der ausschließlich Auto fährt. Morgens bis an den Schreibtisch und Abends wahrscheinlich bis ans Bett.
Mal soll man Wellen oder Schleifchen laufen - oder mit dem Fahrrad fahren, auch so ein Thema! - oder rechtwinklig gehen, wenn rund der natürliche Lauf der Dinge wäre. Ich halte mich zwar dran, auch wenn sich innerlich alles sträubt, aber allgemein wird doch über die Grünflächen abgekürzt, Trampelpfade entstehen, das Grün verschwindet... Könnt' ich mich drüber aufregen!! Mein Mann hält immer dagegen, dass die Leute einfach zu bequem seien und es nie lernen würden, und dass ich mich mal wieder beruhigen soll. Ich wettere dann noch ein bisschen über die unfähigen Stadtplaner und nach vier, fünf tiefen Atemzügen bin ich wieder ruhig.
Nun hat unsere Stadtverwaltung doch tatsächlich rund um "meinen" U-Bahnhof die allerschönsten Baumaßnahmen durchgeführt, in der U-Bahn-Station einen schicken neuen Fahrstuhl eingebaut, draußen den Trampelpfad beseitigt und neues Gras angesät, den Fuß- und Fahrradweg 1a erneuert, und, HURRA! doch tatsächlich eine Rundung hin zur Treppe Richtung Straße eingebaut. Toll! Läuft sich ganz anders! *räusper* Na ja, auf jeden Fall ist es sehr schön geworden.
Eine wunderbare Gelegenheit, meinem Mann zu beweisen, dass ich Recht habe. Sind die Wege intuitiv angelegt, lassen die Leute auch das Grün in Ruhe.
Tja. Das war meine feste Überzeugung.
Nun muss ich aber leider zugeben, dass ich offensichtlich im Unrecht war. Das frisch angesäte Gras links neben der schön geschwungenen Steinplattenfläche hatte nicht die
geringste Chance. Bestimmt einen halben Meter breit alles festgetreten... ich verstehe das nicht. Ich verstehe es einfach nicht. Der gepflasterte Weg ist breiter als vorher, er ist wunderbar eben
und, wie gesagt, für beide Laufrichtungen ideal gerundet - was wollt ihr denn noch mehr?
Wieso ruiniert ihr UNSER Grün? Das gehört euch doch auch! Jeder Baum, jeder Strauch, jede Pflanze auf öffentlichem Grund gehört Dir und mir, und Ihnen da auch! Sie spenden Erholung für das Auge,
Schutz vor Wind, Nahrung für alle möglichen Insekten und Vegetarier, produzieren Sauerstoff - müssten wir sie nicht eher hegen und pflegen?
Ich bin enttäuscht.
Liebe Stadtplaner/innen, ich finde zwar immer noch viele Wegführungen bescheuert, aber ich leiste hiermit Abbitte. Gegen dickfellige Ignoranz könnte auch ihr nichts ausrichten.