Wenn Eltern wüssten, was sich ihren Kindern so alles einprägt... und wie nachhaltig beeinträchtigend es für Kinder sein kann, wenn Eltern ihre Rolle nicht annehmen und "Kumpel" sein wollen, "beste Freundin" bzw. "bester Freund" oder eben alles, nur nicht verantwortungsbewusste und verantwortungsvolle Eltern. Wenn sie die Verantwortung, die sie selber tragen sollten, den Kindern aufbürden. Und wie schwer es für Kinder ist, sich gegen Eltern abzugrenzen, die eben nicht sind bzw. waren, was sie sein sollen: Eltern. Ich bin und bleibe immer das Kind meiner Eltern (oder Erziehungsberechtigten oder wie man das nennen soll), ganz egal, wie alt ich werde. Mit am interessantesten finde ich noch die Tatsache, dass der Wunsch nach Akzeptanz, Schutz, Liebe so irrsinnig mächtig ist, dass ich wider besseres Wissen immer wieder versucht bin, dem schrecklichsten Menschen meines Lebens eine erneute Chance zu geben, und noch eine, und noch eine, und noch eine... wohl wissend, dass es nicht gut gehen kann, weil dieser Mensch psychisch einfach schwer krank ist und seit Jahrzehnten nichts für seine Genesung tut. Und auch nichts tun wird, denn sein Umfeld trägt die Krankheit mit. Man ist froh über jede gute Phase und hofft, in schlechten Zeiten einfach nicht in die Schusslinie zu geraten. Ich fühle mich so erschöpft. Diese ganze Energie, die ich ins Abwehren und Funktionieren stecken muss, die würde ich so gerne in etwas Positives investieren. In etwas, was mit diesem Menschen nichts zu tun hat. Ich möchte gerne einmal an den Punkt kommen, an dem das zu Verarbeitende tatsächlich auch verarbeitet ist, archiviert werden kann - ich will es ja gar nicht verdrängen, aber ablegen! Verdrängtes dräut im Verborgenen und springt dich unvermutet an, Verarbeitetes kann seinen guten Platz in der Vergangenheit bekommen und dort bleiben. Und wenn ich mir dann noch überlege, was andere Menschen erleben, die Krieg, Verfolgung, Folter und so manches Unaussprechliches mitgemacht haben - wenn mich die Gewalt, die mir angetan wurde, so lange und so intensiv beschäftigt, wie muss das erst mit denjenigen sein, die bei uns Schutz suchen? Den Flüchtlingsfrauen, den Migrant/inn/en, den entwurzelten Kindern und Jugendlichen... und dann mitzuerleben, wie diesen Menschen eben jener Schutz verweigert wird bzw. es Leute gibt, die ihnen Hilfe verweigern wollen. Kann man das verstehen? Ich kann es nicht. Ich sehe nur die Perpetuierung von Leid. Die Menschheit auf ewig gefangen in einer Endlosschleife aus Leid, Schmerz, Trauer. Schlägst Du mich, schlag ich Dich. Und später meinen Nachbarn. Mein Kind. Mein Haustier. Stimme ich zu, wenn gegen andere Krieg geführt werden soll. Denn warum soll es anderen gut gehen, wenn es mir nicht gut geht... Furchtbar, diese Gewaltspirale(n).
Wie soll ich fröhlich sein, wenn die Welt um mich herum alles andere als positiv gestimmt ist? Kreiseln im Teufelskreis...