Weihnachtsfieber

In Jugendjahren war ich eine entschiedene Kitschverächterin. Doch mit zunehmendem Alter nimmt auch mein Bedürfnis nach einem "plüschigen" Weihnachten zu, und so habe ich mein Büro - quasi mein zweiter Wohnsitz - pünktlich zum Beginn der Vorweihnachtszeit entsprechend hergerichtet. Ein selbst gemachter Adventskalender gehört genauso dazu wie ein Adventskranz, und das mittlere von drei Fenstern erstrahlt in buntem Lichterglanz. Es duftet nach Zimt, der Zimmerbrunnen vertreibt die allgegenwärtige Stille und der erste Kaffee des Tages macht den Moment perfekt.

Ein Blick hinüber zur Oper sagt mir, dass dort eine Matinée im Gange ist - Festbeleuchtung, ein Hauch von Feierlichkeit... ein schöner Anblick! Es ist immer nett, vor allem am späten Nachmittag, wenn es nicht mehr so hell ist, den Operngästen in den Pausen zuzusehen, wenn sie in das in gold, rot, weiß und schwarz gehaltene Foyer strömen. Etliche in Räuberzivil, doch es sind auch viele darunter, für die ein Opernbesuch willkommener Anlass zum schick machen ist. Wie es wohl aussehen würde, wenn wir mehlwurmig weißen Europäerinnen und Europäer so eine schöne dunkle Hautfarbe wie zum Beispiel afrikanische Menschen hätten? Wir würden den Opernkostümen mit einfachsten Mitteln schwerste Konkurrenz machen! Zu Hause sehen wir jeden Sonntag die Mitglieder der ghanaischen Gemeinde zum Gottesdienst kommen und gehen. Was für eine Farbenpracht! Was für eine Vielfalt, Buntheit und Eleganz! Auch die Kleinsten dem Anlass entsprechend sorgfältig angezogen, wie aus dem Ei gepellt, es ist ein wahrer Augenschmaus. Ach, diese Farben... kein Vergleich mit meinem Teint. Nun ja - vielleicht im nächsten Leben!